Reiselvst

Norbert Finkenbusch

Segeln: Rund Elba

Elba12Im Dunst voraus liegt der Hafen von Portoferreio. Leider tobt sich auch genau da ein Gewitter aus. Ein beeindruckendes Naturschauspiel, auf das die Mannschaft der Capriccio jetzt gerne verzichten würde. Eine Woche hatten wir bestes Segelwetter und haben das Mittelmeer rund Elba von einer seiner schönsten Seiten kennengelernt.

Karl-Heinz Liebisch  / pixelio.de
Karl-Heinz Liebisch / pixelio.de

Portoferreio ist die Hauptstadt der Insel Elba. Die kleine und schöne Insel gehört zum toskanischen Archipel. Dort gibt es einen wunderschönen Altstadthafen, der auch von Kreuzfahrern gerne angelaufen wird. Wer es hier schafft, die erforderlichen Hafenmanöver mit einer Yacht von stolzen fünfzehn Metern Länge zu fahren, ohne andere Boote zu beschädigen, der kann sich einen Segler nennen. Leider will der Skipper die Reise schnell beenden und läuft einen nichtssagenden, unpersönlichen Yachthafen an. Schwimmstege und bereitliegende Festmacher anstelle einer mit Tang und Muscheln bewachsenen Mooring, die du besser nur mit schweren Arbeitshandschuhen anfasst.

Vor einer Woche sind wir hier ausgelaufen und haben zunächst das winzige Inselchen Capraia angesteuert. Kleiner Hafen, einige Kneipen, sonst nicht viel los. Auf einem Felsen über dem Hafen liegt ein kleiner Ort mit einigen Häusern. Das sehen wir uns morgen mal näher an. Heute sind wir zu müde.

Skipper und Mannschaft wünschen frische Brötchen zum Frühstück. Das ist an diesem Tag mein Job. Kein Problem. Eine kleine Bude schräg gegenüber verkauft Bäckereiprodukte. Die Ladentür ist leider verschlossen. Ob und wann geöffnet wird, ist nicht zu erkennen. Keine Menschenseele, die ich mal fragen könnte. Also auf ins Dort auf dem Felsen. Ziemlich steiler Anstieg. Schweißgebadet finde ich die Bäckerei. Zwei lustige Frauen erklären mir, dass hier nichts verkauft wird. Inzwischen sei aber der kleine Laden im Hafen geöffnet. Also Rückzug. Wenigstens schwitze ich auf dem Weg bergab nicht mehr so heftig, wie beim Aufstieg. Da fahren auch die zwei lustigen Frauen aus der Bäckerei schon vorbei und winken mir fröhlich zu. Im Lädchen sehe ich sie wieder. Als Verkäuferinnen der frischen italienischen Backwaren. Um daran zu gelangen muss ich mich aber erst mal in die Schlange stellen, die die anderen Segler inzwischen gebildet haben. Die scheinen sich mit den hiesigen Gepflogenheiten auszukennen. Zurück an Bord ist der Skipper der Meinung, der Einkauf hätte auch zügiger erledigt werden können.

Peter Heinrich  / pixelio.de
Peter Heinrich / pixelio.de

Flaggenparade. Der Skipper lässt es sich nicht nehmen, die italienische Flagge einzuholen und die französische zu hissen. Gut, wir laufen gleich den Hafen von Bastia auf Korsika an. Das machen die Segler so. Schließlich möchten wir ja Marine spielen.

Bastia ist das wirtschaftliche Zentrum der Insel und besitzt ihren wichtigsten Hafen. Die Altstadt ist sehenswert und verehrt ihren großen Sohn Napoleon mit zahlreichen Denkmalen. Wir finden im Altstadthafen vor großer Kulisse einen Liegeplatz. Romantischer geht´s nicht. Mit meinem Segelfreund sitze ich vor der untergehenden Sonne, schaue auf das Leben im Hafen und genieße den einen oder anderen Pastis.

So geht die Reise weiter. Romantische Häfen, Schönwetter-Segeln, geschichtsträchtige Orte, italienisches oder französisches Essen, leckere Weine. Ein kleiner Schönheitsfehler ist das Mobbing an Bord. Die versammelten Damen haben sich auf einen Mitsegler eingestimmt. Angeblich ein Macho und zu allem Überfluss auch noch Raucher, der seine dicken Zigarren an der frischen Luft qualmt. Gegen Ende der Reise hatte er auch dazu keine Lust mehr.

Martin Genter  / pixelio.de
Martin Genter / pixelio.de

Nach drangvoller Enge an Bord brauche ich Zeit für mich. Also mache ich die Discos von Portoferreio unsicher. Morgens gegen vier gibt´s dann plötzlich ein Problem. Welchen Yachthafen steuere ich denn jetzt an, und wo liegt unser Schiff? Die sehen ja alle gleich aus. Irgendwann hab´ ich´s geschafft. Und als die Sonne aufgeht liege ich in meiner Koje. Leider nicht lange. Das Schiff muss für den nächsten Törn aufgeklart werden, und die Reinigungskräfte verlangen nach freier Bahn. Außerdem gibt die Fähre zum Festland bereits ihr Signal.

Bilder: Norbert Finkenbusch, Hagen; Martin Genter, Peter Heinrich, Karl-Heinz Liebisch  / pixelio.de


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