Reiselvst

Norbert Finkenbusch

Fuerteventura: Road to Cofete

Wind, Sand und Meer. Das ist Fuerteventura im April. Im Gegensatz dazu das rotbraune Innere der Vulkaninsel, Schotterpisten, Lavagestein, kaum Vegetation, ein paar magere Ziegen. Und abenteuerliche Pisten abseits der Zivilisation.Eine der schönsten Bike-Touren ist die Fahrt über Schotterpisten von Morro Jable nach Cofete. Also von der milden Südostküste zur wilden Südwestküste der Insel. Von touristischer Erschlossenheit zu urwüchsigem Aussteigertum.

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Von Morro geht es auf einer wunderbar ausgebauten Straße bis zum alten Friedhof. Bin ich hier mit meinem grobstolligen twenty-niner Mountainbike richtig? Aber nach dem Friedhof beginnt eine kurvige Schotterpiste, die zum Faro de Punta Jandia führt. Und da bin ich dankbar für das gut gefederte Rad. Übrigens lohnt sich ein Blick in den ummauerten Friedhof, hinter dem imposant das Jandia-Massiv mit seinen hohen Gipfeln aufragt (Pico de la Zarza, 807 m und Fraile, 686 m).

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Der Trail ist kurvenreich aber flach und erschließt eine rotbraune Mondlandschaft aus erkalteter Lava. Kein Baum, kein Strauch sind zu sehen, keine noch so anspruchslose Vegetation niederer Moose und Flechten. Trotz des flachen Geländes ist es keine reine Genusstour. Ein heftiger Wind weht natürlich von vorne. Die Piste ist mit Schlaglöchern übersät. Und ich bin nach kurzer Zeit durch Sonne und Staub so rotbraun wie die Landschaft.

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Nach etwa 15 Kilometern zweigt rechts der Weg zur Passhöhe Degollada de Cofete ab. Die Piste wird eng und noch kurviger und windet sich über zwei Kilometer  auf den Pass in Höhe von etwa 350 Metern über dem Meeresspiegel. Gelegentlich kommen mir Autos entgegen. Und inzwischen fährt auch ein geländegängiger Bus zwischen Morro, dem Leuchtturm und Cofete.

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Die Aussicht vom Pass auf die schroffe Küste und den wilden Atlantik wirft mich um. Daran ist auch der Wind beteiligt, der sich hier oben zum Sturm entwickelt hat. Weit unten sehe ich den Atlantik mit meterhohen Wellen, eine wildzerklüftete Landschaft und eine Piste, die sich an der Flanke des Jandia-Massivs hinab an die Küste windet. Nur Cofete ist nicht zu sehen.

Bei der Abfahrt nach Cofete ist größte Vorsicht geboten. Der Trail ist schmal, entgegenkommende Fahrzeuge können nicht ausweichen und Querrillen und Schlaglöcher strapazieren den Radfahrer-Hintern.

Schließlich taucht hinter einer Felsecke Cofete auf. Der Ort hat nur wenige ständige Bewohner und wird deswegen nicht im offiziellen Inselregister geführt. Aber viele Ziegen gibt es. Was es nicht gibt sind Hotels, Geschäfte oder Eisverkäufer am Strand. Baden möchte ich hier wegen der meterhohen Brandung und der gefährlichen Strömung nicht. Die wenigen Häuser und einfachen Hütten ducken sich hinter einen vielleicht 100 Meter hohen Hügel, den Aldea de Cofete, um sich vor den heftigen Westwinden zu schützen. Auf dem Hügel dreht sich unaufhörlich ein kleines Windrad, das die Bar des Dorfes mit Strom versorgt.

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Außerhalb des Ortes liegt am Hang die Villa Winter. Der Deutsche Gustav Winter hat sie in den späten Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts gebaut. Er hatte damals die gesamte Halbinsel gepachtet, als Cofete das Zentrum der Landwirtschaft auf der südlichen Halbinsel Jandia war. Davon ist heute nichts mehr zu merken.

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Die einzige Bar weit und breit bietet Ziegenfleisch und Fisch an. Alle Speisen und Getränke sind frisch, einfach und gut. Interessant ist die Pinnwand neben dem Tresen, an der  Handwerker nach Arbeit oder Heiratswillige nach einer Braut suchen.

Zurück geht´s über denselben Weg. Anders geht´s nicht. Zumindest nicht mit dem Rad, wenn´s nicht getragen werden soll.

Kommentare

Eine Antwort zu „Fuerteventura: Road to Cofete“

  1. Avatar von Wolfgang Schneider
    Wolfgang Schneider

    Ja, da bin ich schön gemütlich, aber langsam und vorsichtig, mit dem Auto hingefahren. Nur dem Vermieter sollte man das nicht verraten.

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