“Ich würd´ ja so gerne an die Nordsee fahren, wenn das Wetter nur besser wäre“, mault Freundin Doris. In dieser Urlaubswoche auf der Halbinsel Eiderstedt gibt´s aber nichts zu klagen. Die Sonne brennt, kaum eine Wolke am Himmel, um die 25 Grad im Schatten, und die Nordsee hat milde 21 Grad Wassertemperatur. Fast wie am Mittelmeer und ideales Strandwetter.
Die Halbinsel ist an der deutschen Nordsee sicher kein Hotspot wie Sylt oder Norderney. Sie wird aber zu Unrecht verkannt und hat alles zu bieten, was Familien oder Singles von einem Urlaub erwarten. Am bekanntesten ist Sankt Peter-Ording, das aus ehemals fünf Dörfern besteht, die inzwischen zusammengewachsen sind. Beachtenswert ist der 12 Kilometer lange Strand mit seinen Fahlbauten und allen möglichen Wassersportarten. Spektakulär sind die akrobatischen Kunststücke der Kite-Surfer. Und natürlich gibt es jede Menge Sonnenanbeter. Recht selten dagegen ist der traditionelle deutsche Sandburgenbau. Auch Strandkörbe werden kaum noch mit Wällen und Zinnen bewehrt.
Ich möchte aber noch mehr von der Halbinsel sehen und mache mich auf den Weg zum Westerhever Leuchtturm. Über 100 Jahre alt und immer noch aktiv, inzwischen aber ohne Leuchtturmwärter und vollautomatisch. Wer will, kann dort den Bund fürs Leben schließen, die tolle Aussicht genießen oder einfach den Schafen in den Salzwiesen zusehen. Der Leuchtturm gilt mit als der Schönste seiner Art. Besucher erreichen den Turm zu Fuß oder mit dem Rad auf einem etwa 2,5 Kilometer langen Weg. Zurück geht’s über den historischen Stockenstieg, ein schmaler Weg aus Ziegelsteinen. Früher die einzige Verbindung zwischen Festland und Leuchtturm.
Von Westerhever geht´s zum Kuhstall. Ein herzlich inhabergeführtes Restaurant. Dort gibt´s regionale Spezialitäten aus der Pfanne, dem Kochtopf oder dem Backofen. Alles frisch aus heimischen Produkten und friesisch zubereitet. Ich probiere die schmalzgebackenen Futjes, die immer mittwochs auf den Tisch kommen. Was das ist könnt ihr googlen. Hinter´m Haus gibt´s dann für romantische Stunden oder ein kleines Mittagsschläfchen eine Wiese an einem schönen Seerosenteich.
Anschließend decken wir uns mit laktosefreiem Käse und Wurst ein, die nicht vom Schwein kommt. Das gibt´s im Hofladen der Friesischen Schafskäserei von Monika und Redlef in Tetenbüll. Alles Bio und Öko und lecker. Und wenn´s nicht so heiß wäre, dann würde ich mir auch eine schöne Jacke aus der Wolle vom Schaf zulegen. Aber bei der Hitze wäre die Anprobe eine Qual. Grund genug also, im Winter noch mal vorbei zu schauen.
Etwas Stadt muss nun aber auch sein. Da kann ich natürlich Husum und Büsum und … empfehlen. Ich war aber in Tönning. Ein ganz entzückender, kleiner Ort mit einem historischen Häfchen, einem Marktplatz mit einigen sehenswerten Häusern und Haustüren und der evangelischen Kirche St. Laurentius. Sehenswert auch für Nichtchristen. Quasi ein „must have“.
Wie ihr es von mir erwarten könnt habe ich auch vorzüglich gegessen und getrunken. Da gibt es viele Möglichkeiten in Tönning. Ich habe mich für das Hotel Godewind am alten Hafen entschieden. Schöne Speisen, gepflegte Weine, gebratener Aal und ein gut gekühlter Grauburgunder. Alles genossen im kleinen Garten vor dem hübschen, alten Haus. In einer der beiden originellen und gemütlichen Stuben im Hotel hätte ich auch gerne gesessen. Bei dem Wetter ist der Garten aber nicht zu übertreffen.
Das war jetzt viel für einen heißen Tag. Aber schön war´s. Morgen geht´s dann wieder nach SPO an den Strand mit viel Sonne und lauwarmer Nordsee.
Bilder: Norbert Finkenbusch, Hagen