Das Manöver kenne ich: Eindampfen in die Achterspring. Mit dem kleinen Töffel ging es bei der Sportboot-Prüfung ganz einfach und schnell. Die Sir Robert macht es dagegen ganz langsam. Aber schließlich dreht der Bug in den Wind, der Skipper wirft die Achterspring los und lässt den Diesel zügig Fahrt voraus machen. War ein schöner Abend im Hafen von Alcudia. Jetzt liegt Menorca voraus.
Segeln auf die komfortable Art aber ohne blaue Jacke mit goldenen Knöpfen
Die Sir Robert Baden Powell ist ein 42 Meter langer Schoner, der zum Segelschiff umgebaut wurde. Die großen Gaffelsegel an zwei Masten sowie die Topsegel lassen das Seglerherz höher schlagen und machen einen ausgesprochen eleganten Eindruck.
Mein liebster Platz ist im Heck des Schiffes. Am Ruder steht Karsten und steuert die Sir Robert mit ruhiger Hand aus dem Hafen auf´s Meer. Im Wind werden die Segel gesetzt. Jeder Handgriff sitzt. Trotzdem hat die Crew alle Hände voll zu tun, bis die Sir Robert mit Vollzeug ihre Spur durch die Wellen zieht. Alles ist Handarbeit, Motorwinschen gibt es nicht. Eine wunderbare Stille macht sich breit, als der Diesel abgeschaltet wird und nur noch der Wind das Schiff voran treibt.
Beim Segel setzen ist Karin mit dabei. Der Chartergast kann auch mitmachen, muss es aber nicht. Auch sonst ist Karin stets präsent und kümmert sich liebevoll um ihre Gäste. Karsten und Karin sind die Eigner der Sir Robert.
Wer will schon eine Salzkruste auf der Haut
Das Schiff liegt auf Kurs, der Wind weht gleichmäßig und nicht zu stark. Das ist für Schiff, Mannschaft und Gäste ein angenehmes Reisen. Zeit also für ein Sonnenbad und ein gutes Buch…oder doch lieber mit dem Fernglas beobachten, was sich sonst noch auf dem Meer tut. Das Leben auf See ist anstrengend und macht den Chartergast vor allem hungrig und durstig.
Wind, Wellen und Sterne
Da bietet es sich an, einmal unter Deck den großen und gut gefüllten Kühlschrank zu inspizieren. Dort findet sich auch ein schönes, gekühltes Bier. Der geräumige Salon lässt keine Wünsche offen. Hier ist ausreichend Platz für die Gäste, wenn es für einen Lunch oder das Abendessen an Deck zu frisch ist.
Schöner ist es aber, auf dem Achterdeck zu sitzen und den mediterranen Sternenhimmel zu betrachten. Der frische Thunfisch ist ein Gedicht. Extra vom schiffseigenen Koch zubereitet. Dazu ein Glas spanischen Weißweins…was will der Seefahrer mehr. Der Koch ist übrigens auch Bootsmann und Tauchlehrer in Personalunion. Ob der Verzehr des Fisches ökologisch korrekt ist? Hoffentlich war es kein roter Thun.
Schlafen wie in Abrahams Schoß und leben wie Gott in Frankreich
Wind, Wellen, Sonne, Sterne…traumhaft. Selten habe ich so gut geschlafen wir auf der Sir Robert. Die Gäste wohnen in großzügigen Doppelkabinen, auf Wunsch auch mit Dusche und WC. Der Tag beginnt mit einem Sprung ins Meer. Auch die Küste kann ich schwimmend erreichen. Wer es bequemer mag, der lässt sich vom Skipper im Schlauchboot an Land bringen.
Es geht auch ruppig
Die Reise geht rund Menorca. Immer mit wenig Welle, viel Sonne und gutem Segelwind. Sehr angenehm. Unvergessen sind einsame Buchten, Wanderungen hoch über der Küste und Besuche der Inselstädte Ciudadela und Mahón.
Der letzte Abend unter südlichem Sternenzelt mit einer lauen Brise und angenehmen Gesprächen. Die Nacht ist wunderbar. Leise wiegt die Sir Robert ihre Gäste in den Schlaf. Beim Frühstück ist alles anders. Das Schiff zerrt an seiner Ankerkette, als wolle es sich losreißen. Der Tramontana heult und pfeift und drückt das Schiff in die Bucht. Legerwall nennt der Seefahrer diese gefährliche Situation.
Die See kocht
Also gibt’s ein kurzes Frühstück. Nichts wie weg aus dieser Falle. Sturmgebraus, Diesellärm und die kreischende Ankerwinsch sind unser Abschiedsgruß an Menorca. Das Schiff stampft gegen den Wind aus der Bucht. Es wird erst etwas ruhiger, als mit viel Kraft und Schweiß die Segel gesetzt sind. Dann geht es in einem wilden Ritt durch kochende See zurück nach Mallorca.
Die milde mediterrane See hat sich verwandelt. Das Vorschiff schwingt sich mit jeder Welle in die Höhe und saust mit Macht ins nächste Wellental. Etwas ruhiger ist es nur auf dem Achterdeck. Aber auch hier gibt’s immer wieder eine Salzwasserdusche, bis keiner mehr einen trockenen Faden am Leib hat.
Schließlich taucht Cap de Formentor am Horizont auf und Wind und See beruhigen sich langsam. Als die Sir Robert in die Bucht von Pollenca gleitet ist plötzlich wieder mediterraner Sommer. Also runter mit dem nassen Ölzeug und mit einem kalten Bier in der Hand beobachten, wie die Crew das Schiff vor Anker legt. Am Strand liegen die Touristen in der Sonne.
Fotos: Norbert Finkenbusch; Monika Neumann / pixelio.de
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