Es gibt bekanntlich kein schlechtes Wetter. Also fahre ich im Dezember bei leichtem Niesel mit dem Rad nach Essen. Dem Radler bieten sich dafür verschiedene Möglichkeiten. Sportlich und landschaftlich reizvoll ist die Fahrt über den Ruhrhöhenweg (mit XR gekennzeichnet). Wesentlich entspannter geht es über den Ruhrtalradweg. Den nehme ich, und nachdem der erste Ekel vor Kälte und Nässe überwunden ist geht’s auf eine sportliche Tour.
Hol über Fährmann
Wie komme ich denn jetzt über den Fluss? Bei der Burgruine Hardenstein setzte im Sommer noch eine Fähre über den Fluss. Ich kann doch nicht bis März warten, wenn die Fähre ihren Betrieb wieder aufnimmt. Da hilft alles nichts und ein Stück des Weges muss zurückgefahren werden. Dann erreiche ich doch noch das königliche Schleusenwärterhäuschen mit dem jetzt im Winter verlassenen Biergarten. In der Saison ist ein Besuch lohnenswert.
Die Fähre ist von März bis September im Betrieb. Im Winter lohnt es sich nicht. Dann sind nicht so viele Radler unterwegs. Betrieben werden Fähre und Biergarten am Schleusenwärterhäuschen von einer Initiative für arbeitslose Menschen. Die Fähre kann übrigens kostenlos genutzt werden. Im Biergarten muss bezahlt werden.
Viva España
Ein Stückchen weiter den Fluss hinunter ist der Platz für die spanischen Momente im Leben: Das Restaurant Picasso. Der Biergarten über der Ruhr ist natürlich traumhaft. Jetzt im Winter finde ich den Platz weniger verlockend. Das Restaurant ist aber auch zu empfehlen. Da werden einige Erinnerungen an den letzten Spanienurlaub wach. Und wer Lust hat, dem verrät Chefkoch Luis die Geheimnisse der spanischen Küche.
Die Wiege der Kultur ist das Ruhrgebiet
Irgendwann habe ich es geschafft und bin in Essen angekommen. Es gibt einfach unendlich viel zu sehen auf dem Ruhrtalradweg. Die Liste ist lang: Eisenbahnmuseum Dahlhausen, Hattinger Altstadt, Henrichshütte, Bergbauwanderweg im Muttental, Zeche Zollverein, Villa Hügel, der Essener Dom mit seiner Schatzkammer, die Synagoge, Folkwangmuseum…
Einen Abstecher habe ich aber besonders gerne. Zwischen Steele und Rellinghausen bei der Finca Bar Celona zweigt eine ehemalige Bahntrasse vom Ruhrtalradweg ab. Mit moderater Steigung geht es durch´s Walpurgistal vorbei an der Annenkapelle in Rellinghausen. Plötzlich bin ich in der Großstadt, mitten im quirligen Rüttenscheid mit unzähligen Geschäften, Kneipen und Restaurants.
Das nächste Ziel ist der alte Bahnhof in Kupferdreh. Natürlich hat der auch einen tollen Biergarten. Und wer mal sehen will, wie Doktor Stratmann Bier zapft und die nächste Sendung mit Mutter Schagalla gedreht wird, der sollte sich eine Karte für Jupp´s Kneipentheater besorgen. Hier startet übrigens auch die nostalgische Hespertalbahn mit Dampflok und historischen Wagen.
Die Perle … endlich
Zu jeder Radtour nach Essen gehört eine Runde um den Baldeneysee zwischen Kupferdreh und Werden. Im Sommer ist hier viel los. Jetzt habe ich den Weg fast für mich allein.
Haus Scheppen liegt auf dem Weg (natürlich mit Biergarten), im Sommerhalbjahr ein beliebter Treff der motorisierten Biker. Die Hälfte des Wegs ist in Werden geschafft.
Werden bietet ebenfalls Kultur im Überfluss. Sehenswert ist die Kirche St. Ludgerus mit ihrer Schatzkammer oder das Kloster. Im Sommer ist die Brehminsel in Werden interessant. Da sonnen sich tagsüber die Studenten der Folkwang Universität der Künste. Aber jetzt im Winter…
Auf der rechten Seite des Sees geht’s zurück nach Kupferdreh: Regattastrecke, Villa Hügel, Schloss Baldeney, Zeche Carl Funke. Wer noch Luft hat, der erklimmt doch noch die Höhen und fährt an der Isenburg vorbei zum Jagdhaus Schellenberg. Belohnt wird der Radler mit einer Essener Traditionsgaststätte und einer tollen Aussicht. Ebenso toll ist die Aussicht von der Terrasse der Heimlichen Liebe. Gekocht wird dort asiatisch.
Die Tour wird in Kupferdreh an der Kampmannbrücke abgeschlossen. Da lädt das griechische Restaurant Cavos Couzina zur Tour-Abschlussfeier ein. Die haben auch einen schönen Biergarten direkt an der Ruhr. Aber wo auch sonst. Bald ist wieder Frühling.
Fotos: Norbert Finkenbusch; Thomas Max Müller / pixelio.de
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